Habe heute morgen vom Tod meiner Patentante erfahren. Sie war die jüngere Schwester meines Vaters. Gut, zu dieser Frau hatte ich nie besonders großen Kontakt und auch sonst keine innige Beziehung, sie wohnte weiter weg, und man sah sich höchstens mal zum Geburtstag. Irgendwie war sie auch immer ziemlich verschroben, verquer und mischte ab und an schon mal gerne unsere Familie auf. Sie arbeitete nicht und hatte deshalb auch viel Zeit (oder Langeweile). Vielleicht war sie auch nur gefrustet, hatte sie stets einen schlechten Griff in die "Männer-Kiste" getan. Ihr erster Partner ist im Krieg gefallen, ihr zweiter wurde ihr Mann, da war sie schon fast vierzig – er starb kurze Zeit später an Krebs, der dritte war lange ihr Lebensgefährte, er starb auch vor ca. 5 Jahren, an was, weiß ich nicht mehr genau. Ich selbst und auch mein Bruder, wir kamen so la la mit ihr aus.
Nach einem Schlaganfall vor einem ¾ Jahr war sie ein Pflegefall geworden und lag in einem Pflegeheim. Sie hatte früher mal eine Frau gehabt, die M., die sich rührend um sie kümmerte (anscheinend dafür aber auch rührend die Hand aufhielt....) Nachdem ein Vormund von Amts wegen bestellt wurde, war M. aber auf einmal verschwunden.
Tantchen bekam anscheinend eine gute Rente, von Ihrem Ehemann, der immerhin Oberstudienrat am Gymnasium war – Schließlich hatte M. sie immer durch die Gegend kutschiert, der dicke Audi A 6 (!!) gehörte der Tante, M. hatte, glaube ich, nur die Versicherung übernommen.

Heute früh bekam ich dann einen Anruf von einem entfernten Cousin, der Patenkind von Tante's verblichenem Mann ist. Er teilte mir mit, dass er und ich als Erben eingesetzt seien *Uups !* Doch da taucht die Frage auf: WAS gibt's da zu erben? Die Tante hatte kein Eigenturm, wohnte zur Miete – die Wohnung muss aufgelöst werden, doch der Vermieter stellt sich quer und macht vom Mietpfandrecht Gebrauch. Sind da noch Mietforderungen? Wie und wovon bringen wir die Tante unter die Erde ? Ein Grab gibt's auf jeden Fall schon mal, nämlich das, wo ihre Eltern und die Männer von ihr drin liegen. Da passt ihre Urne noch rein. Auch hier gibt's anscheinend keine Rücklagen. Die Frau von der Diakonie, die als Vormund eingesetzt ist, hat schon mal einen Bestatter an Land gezogen, wir wollen aber ein Angebot. Da die Tante ja verbrannt wird, muss sie auch nicht so schnell unter die Erde, wie einer, der im Sarg bestattet wird, d.h. wir haben da Gott sei Dank ein wenig Zeit. Auch sollte sie sich mal ums Konto kümmern, damit wir irgendwie an Kohle rankommen – Also, ich hab nix ! Weiß ich noch durch den Tod meines Vaters vor einem Jahr, was so was kostet. Ob der U., mein "Patenkind-Kollege", der in Berlin lebt, das bezahlen kann, weiß ich auch nicht. Ich hab' den bloß einmal in meinem Leben gesehen, nämlich zu Tante's 80. Geburtstag vor 3 Jahren. Weiß gar nicht, was der beruflich macht. Ich hab ihm gesagt, ich müsste das erst mal mit meiner Mutter und mit meinem Bruder bekakeln und rufe ihn dann zurück. Obwohl meine Mutter davon sicherlich nix wissen will, da sie von der Tante als deren Schwägerin immer irgendwie als Rivalin angefeindet wurde, wieso die so eifersüchtig auf meine Mutter war, weiß kein Mensch. Aber meine Mutter hat ihr dann irgendwann den Rücken gekehrt.
Vielleicht hat die Tante irgendwo ein Sparbuch, vielleicht irgendwo Geld versteckt. Vielleicht hat sie aber auch einfach 'nen Sack voll SCHULDEN ! Wo ist der Audi geblieben? Wer kassiert jetzt noch alles ? Die Pflegerin von der Diakonie ? Was hat M. alles abgestaubt ? Sicherlich hat das Pflegeheim auch 'nen Haufen Geld gekostet.
Fragen über Fragen ! Klar, U. und ich können das Erbe abschlagen, aber beißen uns dann sicherlich in den A*****, wenn da plötzlich doch noch Riesen-Reichtümer zu erwarten sind ;-) Na ja, wir werden sehen......